Mit Corona lernen: Raus aus dem Tunnelblick
Nicht nur auf die Infektionszahlen starren… das schlägt der Virologe Hendrik Streeck in einem Gastbeitrag im Handelsblatt vor. Was er schreibt, klingt vernünftig und zugleich fast radikal: Den Blick weiten. Mehr als nur das eine sehen.
Dass wir im Leben immer wieder unseren Blick verengen und anscheinend
ausweglos auf ein Phänomen oder eine schlechte, scheinbar einzige
Möglichkeit starren, ist sehr menschlich. Aber nicht hilfreich. Wir
müssen lernen, individuell und, noch schwieriger, als Gesellschaft,
schnell zu erkennen, wo wir einen festgefahrenen Blick haben. Dann
können wir uns um Perspektivenwechsel bemühen. Hilfreich dafür sind die
Offenheit für die Vorschläge anderer, und der ehrliche, lösungsuchende
Austausch miteinander. Es ist leicht gesagt, oft schwer zu tun. Denn oft
haften wir mit Verve an unseren eigenen Lösungen. Weil wir – manchmal
nur vermeintlich – damit unsere eigenen Interessen umgesetzt zu wissen
glauben. Noch herausfordernder: Weil wir aus Scham nicht zugeben können,
dass wir uns irren. Weil wir im inneren Tunnel stecken. Der Weg zur
inneren Freiheit bedeutet, sich selbst im Steckenbleiben zu überwinden.
Corona nervt unsäglich. Aber Corona bietet die große Chance, über uns
selbst hinauszuwachsen.
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